Stadtgeschichte

Unter Fachleuten wird die nur wenige Kilometer abseits der Deutschen Weinstraße liegende Kleinstadt als Geheimtipp gehandelt. Und das zu recht. Denn wer den Stadtmauerrundgang einmal gemacht hat, hört nicht auf zu schwärmen. Viele pittoreske Eckchen tun sich wie aus dem Nichts auf und schaffen immer wieder neue Perspektiven. Der historische Altstadtkern wurde von 1978 bis 1993 liebevoll saniert. Und so findet man hier ein wunderschönes Ensemble aus barocken und klassizistischen Gebäuden umgeben von einer nahezu komplett erhaltenen mittelalterlichen Stadtmauer.

Die Stadt, „uff pälzisch“ „Fränsem“ genannt, ist mit ihren rund 5.000 Einwohnern eine der kleineren Städte in Rheinland-Pfalz. Sie gehört zum Landkreis Bad Dürkheim und ist hier, gemessen an der Einwohnerzahl, die viertgrößte Ortsgemeinde und ist zudem Verwaltungssitz der gleichnamigen Verbandsgemeinde.

Die „Fränsemer“ lieben ihr lebendiges, historisches und einzigartiges Freinsheim.

Geschichte der Stadtbefestigung

Mit Aufkommen der Feuerwaffen waren zahlreiche Orte in der Pfalz gefordert. Eine Verteidigungsanlage musste her. So entstanden vorzugsweise in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts Stadtbefestigungen, mit denen meist die Erlangung der Stadtrechte einherging.

Die Freinsheimer Anlage ist heute noch weitgehend erhalten und gilt als besondere Attraktion der Stadt.

Während durch die ursprünglich etwa 8 m hohe Stadtmauer der mittelalterliche Stadtkern geschützt werden sollte, kam es dann im Pfälzischen Erbfolgekrieg doch ganz anders. Den Befehl des so genannten Sonnenkönigs, in der Pfalz nur verbrannte Erde zu hinterlassen („Brulez le Palatinat!“), nahm man wörtlich. Die zerstörten Häuser wurden in barocker Bauweise wieder aufgebaut und die beschädigte Befestigung instandgesetzt.

Heute überrascht der etwa ein Kilometer lange Stadtmauerrundgang mit seinen zahlreichen pittoresken Eckchen, welche zum Teil auch von den Anwohnern wunderschön in Szene gesetzt werden.

Den südlichen Bereich kann man auch von außen betrachten. Ein dort umlaufender Fußweg gibt die Richtung vor. Oder man schlüpft ganz einfach beim Casinoturm durch die Mauer. Eine dortige Öffnung in der Mauer macht dies möglich.

Mindestens 20 Türme konnten nachgewiesen werden. Teilweise halten sich heute Turmreste in Häusern, Kellern, Gartenmauern und Scheunen versteckt.

Die Stadt konnte ursprünglich über zwei Tore erreicht werden. Im Südwesten war es das Haintor und im Nordosten das mächtige Eisentor, welches auch Wormser Tor genannt wurde.

Die in den Mauerverlauf eingebetteten Türme waren fast alle zur Stadtseite hin offen angelegt.

Von den nachgewiesenen Türmen sind heute noch acht sichtbar zu erkennen, unter anderem der Hahnenturm, der Pulverturm, der Casinoturm (auch Kitzigturm genannt), Diebesturm und Herzogturm.

Die Freinsheimer Geschichte in ihrem Verlauf:

um 3000 v. Chr. : Erste Besiedlungsspuren

4. Jh. n. Chr. : Der Fund von römischen Sarkophgagen weist auf eine römische Besiedlung nördlich von Freinsheim hin

ab dem 6. Jh : geordnetes Gemeinwesen in Merowingerzeit

773 : Erste urkundliche Erwähnung aufgrund einer Schenkung an die Abtei Weißenburg unter der Bezeichnung Fraineschaim (= das Heim des Freidin)

780/788 : Weitere Erwähnung im Lorscher Codex

Es folgten Besitzwechsel über die Salier und die Grafen von Leiningen bis hin zu verschiedenen Adelsfamilien.

14. Jh. : Beginn des Befestigungsbaus

15. Jh. : Spätestens im Jahre 1471 waren durch geschickte Kriegsführung des Kurfürsten „Friedrich der Siegreiche“ alle Anteile Freinsheims in kurpfälzischem Besitz. Freinsheim wird Flecken.

1514 : Vollendung des Baus der Stadtbefestigung mit dem mächtigen Eisentor, welches 1514 fertiggestellt wird

1689 : Große Zerstörungen im Pfälzischen Erbfolgekrieg; die Stadtmauer wird stark beschädigt und die Stadt weitgehend zerstört 

Anfang 18. Jh. : Es erfolgt der Wiederaufbau. Das kurpfälzische Unteramt von Dirmstein gelangte nach Freinsheim

spätestens 1705 : Erlangt Freinsheim die Stadtrechte

1723 - 1743 : Freinsheim wird Sitz des Oberamtes; der nun gewonnene Wohlstand wird an den prächtigen Hausfassaden sichtbar

1798 - 1814 : Die Pfalz und somit auch Freinsheim wird Teil der französischen Republik. Die Stadt verliert aufgrund ihrer Größe wieder den Status einer Stadt

1817 - 1939 : Über 120 Jahre Zugehörigkeit (wie die gesamte Pfalz) zum Königreich Bayern

1818 - 1862 : Freinsheim gehörte dem Landkommissariat Neustadt an; aus diesem ging das Bezirksamt Neustadt hervor.

seit 1969 : Freinsheim gehört nun zum neu gegründeten Kreis Bad Dürkheim

seit 1972 : Freinsheim ist Verwaltungssitz der gleichnamigen Verbandsgemeinde

23.06.1979 : Die Landesregierung erkennt Freinsheim wegen seiner historischen Bedeutung den Titel Stadt zu

1978 - 1993 : Umfassende Stadtkernsanierung